Unterstützung von Graswurzelbewegungen

Guerrilla Foundation

Die in Berlin ansässige Guerrilla Foundation wurde 2016 gegründet. Sie widmet sich vorrangig der Förderung von Graswurzel-Aktivismus und sozialen Bewegungen, um europaweit systemischen Wandel herbeizuführen. Das jährliche Fördervolumen der Stiftung beträgt mehr als 1 Million EUR, wobei Klima- und Umweltgerechtigkeit zu ihren Kernthemen gehören.

 

Dr. Romy Krämer

Managing Director

Förderlogik

Die Unterstützung von Graswurzelbewegungen bietet die beste Möglichkeit, um die Perspektiven und Bedürfnisse der am stärksten von sozialen und ökologischen Problemen betroffenen Gruppen zu vertreten. Ihr Fokus auf Mobilisierung, Ermächtigung und Selbstorganisation ermöglicht es Graswurzelbewegungen, sich wirksam in einer Art und Weise zu engagieren, die organisierteren Strukturen der Zivilgesellschaft verschlossen ist. Das macht sie zu unverzichtbaren Akteuren, wenn es darum geht, Forderungen für Klimagerechtigkeit auf die Agenda setzen, die das Ende von Rohstoffkapitalismus, Patriarchat und Kolonialismus bedeuten. Viele Geber:innen sind allerdings der Meinung, dass es Graswurzelbewegungen an Professionalität mangelt und diese philanthropische Institutionen übermäßig in Frage stellen. Dies schränkt die philanthropische Förderung von Graswurzelbewegungen ein.

Förderpraxis

Anstatt einzelne Projekte zu fördern, konzentriert sich die Guerrilla Foundation auf die Unterstützung kleiner Graswurzelbewegungen und Vereinigungen mit einem Jahresbudget von weniger als 150.000 EUR. Diese Gruppen verfügen oft über keine bezahlten Mitarbeiter:innen oder Büros und arbeiten als Kollektiv ohne bzw. mit sehr flachen Hierarchien. Durch die Bereitstellung von Organisationsfinanzierungen ermöglicht die Guerrilla Foundation solchen Gruppen, die Mittel dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Damit schafft sie Flexibilität, um auf politische Chancen zu reagieren.

Die von der Guerrilla Foundation geförderten Gruppen setzen Strategien um, die von Protesten und direkten Aktionen bis hin zu Kampagnen und der Organisation von Gemeinschaften reichen. Guerrilla finanziert selten Forschungsvorhaben oder Politische Advocacy-Arbeit, da diese „professionellen“ Bereiche für einen "Top-down"-Ansatz stehen und in der Regel gut durchfinanziert sind.

Zu den jüngeren Förderempfängern der Guerrilla Foundation gehört zum Beispiel Fossil Free Culture NL, ein Kollektiv, das künstlerisch inspirierte Proteste als Mittel einsetzt, um die Förderung von Kulturinstitutionen in den Niederlanden durch den fossilen Brennstoffsektor zu beenden.

Erwartete Ergebnisse

Graswurzelbewegungen setzen unterschiedliche Taktiken ein, um Menschen zu mobilisieren und Veränderungen anzustoßen. Das ist bei der Messung ihrer Wirksamkeit und Wirkung zu berücksichtigen. Durch kollektives Handeln bemühen sich diese Bewegungen, die bestehenden Machtstrukturen zu verändern. Gleichzeitig versuchen sie aber auch, alternative Visionen für unsere Gesellschaft zu entwerfen. Graswurzelbewegungen sind somit nicht nur Orte des Widerstands, sondern auch der unmittelbaren Ermächtigung und der Fantasie, die neue Formen von sozialen Beziehungen, der Organisation und politischen Macht schaffen. 

Erfahrungen und Erkenntnisse

Was hat sich bewährt?

  • Offen für Neues: Unterstützen Sie Experimente und Aktivitäten mit unklarem Ausgang. Erleichtern Sie den Austausch und die Strategieentwicklung zwischen verschiedenen Gruppen und seien Sie dabei ergebnisoffen.
  • Gruppen und Kollektive fördern: Anstatt Projekte oder „Lösungen“ zu fördern, verhilft die Organisationsfinanzierung von Graswurzelbewegungen diesen zu einer besseren längerfristigen Planung.
  • Bescheidenheit: Fragen Sie sich, was Sie tun können, um Bewegungen zu befähigen, den Wandel voranzutreiben, und welche Rolle Sie in diesem Ökosystem spielen können.
  • Erwartungsmanagement: Erwarten Sie nicht, dass Basisgruppen zu NGOs werden: Lösen Sie sich von der Vorstellung, dass zentralisiert und größer gleich besser bedeutet. Lassen Sie das Nebeneinander verschiedener Ansätzen zu, tolerieren Sie Misserfolge und Experimente und fragen Sie, wie Sie das Lernen der Bewegung unterstützen können.

 

Welche Möglichkeiten haben neue Förderer?

  • Seien Sie mutig: Die Unterstützung von Graswurzelbewegungen bedeutet, die eigenen Privilegien zu hinterfragen und zu verstehen, dass die Philanthropie selbst ein Symptom eines schädlichen Zustands ist, in dem Menschen und Ressourcen zum Nutzen einiger weniger ausgebeutet werden. Am Aufbau eines neuen Systems mitzuwirken ist spannend und bietet eine Gelegenheit, die Kluft zwischen Arm und Reich sowie Klassenunterschiede zu überwinden und sich mit unterschiedlichen Ansätzen des Menschseins auseinanderzusetzen.